Inplay-Info » Spieljahr: 1920 » [ Zum Kalender ]
|
|
Alltagsleben: Familie | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Allgemeines
» Hintergrund
» Quellen
Alltagsleben
» Ehe
» Familie
» Freizeit
» Kleidungsstil
» LGBTQ+
» Nachtleben
» Shell Shock
Politik
» Armee
» Frauenrechte
» Partizipation
» Regierung
Soziale Schichten
» Arbeiter
» Aristokratie
» Bürgertum
» Mittelschicht
» Oberschicht
» Unterschicht
Wirtschaft & Soziales
» Arbeitswelt
» Bildung
» Einwanderung
» Gesundheit
» Technologie
» Wirtschaft
Wohnviertel
» Birmingham
» Grafschaften
» London
|
Alltagsleben: Familie
Während im viktorianischen England Kinderreichtum noch als ein Zeichen von Wohlstand und Besserstellung wahrgenommen wurde, ging die Geburtenrate in England und Wales systematisch seit 1911 zurück. Die typische Familie in England der 20er Jahre hatte durchschnittlich 3 bis 4 Kinder (Querschnitt von 4.1 im Jahr 1921 zu 4.3 im Jahr 1911). Der Rückgang an Geburten hängt auch mit der Herstellung und Verbreitung des Kondoms zusammen, das erstmals großflächig unter den Soldaten der britischen, französischen und deutschen Armee während des I. Weltkriegs verteilt wurde. Allerdings war das Kondom nach dem I. Weltkrieg bis Mitte des 20. Jahrhunderts in Großbritannien nicht frei verkäuflich verfügbar, sondern durfte nur ausschließlich zu medizinischen Zwecken angewendet werden. Viele Familien, insbesondere jene mit Beziehungen nach Frankreich, wo das Kondom unter dem Namen “Le Bijou” (Das Juwel) vertrieben wurde, halfen sich dementsprechend mit sogenannten Ehehygieneartikeln vom Kontinent; insbesondere aus Frankreich und Belgien. Auch gab es damals bereits bei den geborenen Kindern einen Trend der beliebtesten Namen. So konnte anhand der Zensusdaten des Jahres 1921 für England und Wales folgende Namenshäufungen beobachtet werden:
Innerhalb der Politik und Gesellschaft wandelte sich das Familienbild und insbesondere das Bild der Frau. Scheidung war nicht länger ein Tabuthema, das man unter den Tisch kehren musste, oder im besten Fall vermeiden sollte, sondern konnte öffentlich thematisiert werden und war gesellschaftlich, als auch politisch nicht mehr dringend mit dem “Schmuddelimage” belegt. Der Zensus von 1921 akzeptierte “Geschieden” erstmalig als validen Beziehungsstatus und über 16,000 Menschen gaben im damaligen Zensus an, geschieden zu sein. Die Wohnverhältnisse der Familien hingegen variierten stark und richteten sich primär an den wirtschaftlichen und finanziellen Verhältnissen der Familie aus. So wohnten Familien der oberen Mittelschicht und Aristokratie häufig auf dem Land beziehungsweise besaßen zum Teil große Anwesen mit eigenen Gärten, während sich die Arbeiterklasse in den urbanen Räumen Wohnhäuser in Komplexen von 2 und 3 Stockwerken mit anderen Familien teilen musste; vergleichbar in etwa mit den heutigen Großwohnsiedlungen. Familien der unteren Einkommensschichten und der Unterschicht lebten zumeist in den von der englischen Regierung zur Verfügung gestellten Armenhäusern, beziehungsweise in den angeschlossenen Wohnhäusern von Fabriken. |