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Februar 1920
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März 1920
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Wirtschaft & Soziales: Gesundheit
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Wirtschaft & Soziales: Gesundheit
Am Anfang der 20er Jahre waren die verheerenden Auswirkungen der Spanischen Grippe noch allgegenwärtig im kollektiven Gedächtnis der britischen Bevölkerung. Mehr als ein Viertel der britischen Bevölkerung fiel ihr zum Opfer und obwohl 1919 die Spanische Grippe langsam abebbte, waren die katastrophalen Zustände des Gesundheitswesens sichtbar geworden; insbesondere da das Jahr 1920 während der Wintermonate eine erneute heftige Grippewelle verzeichnete, die vor allem aufgrund der mangelnden hygienischen und beengten Wohnverhältnisse die Qualität eines ausufernden Lauffeuers besaß.
Auch die vielen Verwundeten und Invaliden durch den I. Weltkrieg stellte das Gesundheitswesen Großbritanniens vor exorbitante Herausforderungen, insbesondere der flächendeckenden Versorgung und der Zugänglichkeit zu Medizin.

Aufgrund der hohen Verletzungsrate von Soldaten, aber auch einer epidemischen Verbreitung von Geschlechtskrankheiten, die sich während aber vor allem nach dem I. Weltkrieg nahezu flächendeckend ausbreiteten, war jede Stadtverwaltung durch die britische Regierung im Venereal Diseases Act verpflichtet, öffentliche Teststellen und medizinische Versorgung für Syphilis, Tripper und Chancre anzubieten. Auch die Versorgung mit Desinfektionsmittel und Kondomen oblag dem nationalen Gesundheitsamt, das Handreichungen für die Benutzung, sowie generelle Werbung diesbezüglich veröffentlichte. Allerdings immer mit der Sorge, dass die Bevölkerung damit zur Promiskuität erzogen wird. Soldaten, aber auch der Allgemeinheit der männlichen Bevölkerung wurde daher geraten, sich regelmäßig testen zu lassen und nicht eher zu heiraten, bis die Krankheiten ausgeheilt waren.

Neben dem Kampf gegen sexuell übertragbare Erkrankungen, die insbesondere unter einem großen Teil der ehemaligen Soldaten vorherrschend waren und sich epidemisch auszubreiten begannen, bestand die Hauptaufgabe des Gesundheitswesen vor allem darin, verwundete und chronisch erkrankte beziehungsweise dauerhaft beeinträchtigte Soldaten zu stabilisieren. Doch nicht nur ehemalige Soldaten bekamen medizinische Versorgung durch die Regierung zugesichert, sondern in den 1920er Jahren eröffneten auch die ersten, staatlichen Geburtshäuser und Kinderkliniken, in denen Mütter ihre Kinder unter ärztlicher Aufsicht und Versorgung zur Welt bringen und die ersten Tage nach der Geburt verbringen konnten, wenn sich Familien eine private Hebamme nicht leisten konnten.

Insbesondere die Aufklärungsarbeit, sowie generelle Unterstützungsleistung in Bezug auf eine bessere Gesundheitsförderung der Bevölkerung stand im Fokus der Regierung. Dazu zählte neben generellen Hilfsangeboten und einer medizinischen Versorgung zumindest in Notfällen, auch die weitreichende soziale Absicherung und Verbesserung der Wohnsituation und damit der Hygiene. Im Verlauf der 20er Jahre wurde die Versorgung der Bürger mit frischem Trinkwasser und Nahrungsmittel angestrebt, um Krankheiten wie Typhus und Cholera einzudämmen. Insbesondere die Bekämpfung von Tuberkulose, die jährlich etwa 75.000 Todesopfer forderte, stand dabei im Vordergrund der Bemühungen der Regierung. Ebenso galt die Impfung gegen Pocken als Pflichtimpfung und konnte bei Weigerung mit staatlicher Gewalt durchgesetzt werden.
Auch Suchterkrankungen, insbesondere die Sucht nach Glücksspiel wurde von der Regierung thematisiert, die regelmäßig Flyer verteilte um die Bevölkerung vor den Gefahren von Glücksspiel zu warnen. Da Glücksspiel in den Pubs verboten war, verlagerte die Arbeiterklasse dieses auf Hunderennen, die moralisch von der Regierung und der Church of England in Frage gestellt waren; allerdings nicht verboten. Man setzte auf Aufklärung und insbesondere auf die moralische Integrität der Bürger, da man die gesundheitliche Lage der Nation als eng verzahnt mit der moralischen Verwahrlosung auffasste.