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Februar 1920
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März 1920
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Alltagsleben: Freizeit
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Alltagsleben: Freizeit
Die 20er Jahre waren ein Jahrzehnt der Kunst, Kultur und des emotionalen Aufschwungs. Nach den traumatischen Erfahrungen des I. Weltkrieges und der anschließenden wirtschaftlich schwierigen Lage Großbritanniens, begann einerseits eine Zeit der Rückbesinnung auf den eigenen Lebens- und Sozialraum, ähnlich der Zeit des Biedermeiers der 1820er Jahre, während man andererseits versuchte in Kunst und Kultur die Erfahrungen aus den Kriegsjahren zu verarbeiten.
Insbesondere das Theater wurde zum Dreh- und Angelpunkt der Zeit und stellte für viele Menschen eine Form der Liberalisierung dar, da sich das Theater “neben” der realen Welt einerseits als Heimat für jene verstand, die in der Gesellschaft keinen Platz fanden, zum anderen, weil das Theater offen Kritik an Regierung, Politik und Personen des öffentlichen Lebens üben konnte ohne, dass Repressalien zu befürchten waren. Viele Homosexuelle beziehungsweise Transsexuelle fanden beim Theater eine Anstellung und konnten im Rahmen von Vorführungen ihre Sexualität, zumindest in Teilen, ungestraft ausleben. Insbesondere die Travestiekunst erfreute sich, neben dem politischen Kabarett, großer Beliebtheit bei der Bevölkerung. Besonders hervorzuheben ist dabei, dass das Theater zum ersten Mal in seiner Geschichte dabei auch der breiten Masse zugänglich wurde. Unter den sogenannten “Drei Groschen Opern” (three penny opera) wurden immer wieder Stücke angeboten, die explizit die Arbeiterklasse erreichen sollten, die somit Zugang zum Theater erhielt.

Neben dem Theater, stellte der Zoo ein beliebtes Ausflugsziel, vor allem unter der Londoner Bevölkerung, dar. 1828 als Sammlung von Tieren für wissenschaftliche Studien eröffnet, war er zunächst nur Mitgliedern der zoologischen Gesellschaft zugänglich, bevor er 1847 für die Öffentlichkeit geöffnet wurde.
Eine Besonderheit des zoologischen Gartens war das Reptilienhaus, das Aquarium, in dem auch Pinguine, Seelöwen und Seebären zu sehen waren und das Insektenhaus. 1914 kam der kanadische Schwarzbär Winnie, als Geschenk eines kanadischen Offiziers in den Londoner Zoo, der Alan Alexander Milne zu seinen Geschichten über Winnie Puuh animierte.
Etwa 10.000 Besucher lockte der Londoner Zoo täglich mit seinen tierischen Attraktionen an.

Besonders beliebt waren unter den britischen Familien jedoch Strandausflüge, auch “staycations” genannt. Insbesondere mit dem Aufkommen von Strandhütten (beach hut), die man sich, je nach finanziellen Mitteln, entweder kaufen oder mieten konnte und die im Stil kleinerer, einstöckiger Häuser reichlich Platz für Utensilien wie Sonnenschirme, Picknickkörbe, Stühle, Tische, Schwimmringe etc. boten oder als Sonnen- beziehungsweise Regenschutz dienen konnten, sorgten dafür, dass immer mehr Familien ihre Urlaube am Strand verbrachten, da man nicht mehr mühselig vom Haus zum Strand musste, wenn man etwas vergessen hatte.
Da die Strandhütten relativ erschwinglich waren, säumten weite Teil der Strandpromenade größere und kleinere Hütten, die je nach Besitzer, ganz individuell gestalten waren - Farbe, Material, Form; alles konnte auf die Bedürfnisse abgestimmt werden. Der Trend zu einer eigenen Strandhütte ging so weit, dass sich ganze Magazine und Zeitungen mit der Gestaltung der idealen Hütte beschäftigten; von der richtigen Farbe, zur richtigen Einrichtung, zu der richtigen Form.
Neben der individuell gestaltbaren Freizeit am Strand, gab es auch Unterhaltungsprogramme für die Besucher, etwa Punch und Judy Aufführungen (vergleichbar mit dem Kasperletheater), die sich nicht nur bei den Kindern großer Beliebtheit erfreute, sondern insbesondere die Besucher von Margate, Rhyl and Whitby begeisterte.
Wem das Handpuppenspiel nicht aufregend genug war, der fand an den zahlreichen Strandpromenaden auch die ersten Karussellattraktionen. Insbesondere die Holzachterbahn war dabei ein Publikumsmagnet.

Neben einem Strandausflug, dem Besuch des Theaters und des Zoos, konnte man seine Freizeit allerdings auch weniger aufregend verbringen: Das Kreuzworträtsel, das in den 1920er Jahren die ersten Zeitungen füllte, wurde nach seiner Ersterscheinung zu einem beliebten Freizeitvergnügen, insbesondere für das Bildungsbürgertum, die in den zahlreichen Caféhäusern ihre Zeit damit verbrachten.