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Februar 1920
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März 1920
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Wirtschaft & Soziales: Arbeitswelt
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Wirtschaft & Soziales: Arbeitswelt
Die Arbeitswelt in den 20er Jahren in Großbritannien war vor allem geprägt durch wirtschaftliche Depression, Arbeitslosigkeit, einem vermehrten Zustrom von Frauen in die Arbeitswelt - insbesondere zunächst in vormals von Männern dominierten Berufssparten - und nicht zuletzt zum Teil gravierender sozialer, als auch gesundheitlicher Missstände. Unfälle mit teils tödlichem Ausgang waren daher keine Seltenheit.
Viele Arbeiter sahen sich 12 bis 18 Stunden Tagen gegenüber, die nur marginal entlohnt wurden und aufgrund der hohen Inflationsrate von 15-20% kaum in der Lage dazu waren, sich selbst oder ihre Familie zu versorgen. Gerade in der Arbeiterklasse, also jener, die sich im produzierenden Gewerbe befanden (Stahlfabriken, Hafenarbeiter, Landwirte, Minenarbeiter etc.) und, die mit 70% den größten Anteil der Bevölkerung stellte, war es nicht selten, dass auch die Frauen einer Erwerbsarbeit nachgehen mussten. Auch Kinder ab einem Alter von 14 Jahren waren in der Verantwortung.

Wer eine höhere Bildung besaß, oder das Glück hatte, dass sich die Familie das Lehrgeld einer Ausbildung für die Nachkommen leisten konnte, begleitete zumeist die besseren Positionen innerhalb einer Firma oder innerhalb der öffentlichen Ämter. Gerade Frauen wurden häufig in der Firma ihrer Ehemänner zu Sekretärinnen und verwalteten die Postein- und -ausgänge, kümmerten sich um den Briefwechsel sowie um die Geschäftsinteressen in Bezug auf die Außenwirkung der Firma.
Die wöchentliche Arbeitszeit, sowohl innerhalb des produzierenden Gewerbes, als auch für Dienstleistungen und Gewerbebetreibende war von Montag bis Samstag. Nur Sonntage waren gesetzlich vorgeschriebene Ruhetage und galten der Familie und der Kirche.

Dennoch war die Zahl der Arbeitslosen, Berufsunfähigen bzw. älterer Menschen, die nicht mehr in der Lage waren ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, am Beginn der 20er Jahre mit einer Rate von 1,5 Millionen neu als arbeitslos registrierter Personen pro Woche extrem hoch und verschlechterte sich bis 1922 mit einer Spitze von 11 Millionen zusehends. Die Regierung sah sich daher gezwungen, mit dem Unemployment Insurance Act dieser Situation zu begegnen und zahlte wöchentlich Unterstützungsleistungen in Form von Geld und Essensmarken an die Arbeiterklasse aus. Nicht inkludiert und dementsprechend von der sozialen Unterstützung ausgeschlossen waren die Berufssparten im Angestelltenverhältnis (Hausmädchen, Büroangestellte, andere Servicekräfte), Arbeiter der Eisenbahn, Arbeiter in Verwaltungspositionen wie etwa Polizei und Feuerwehr, oder Landwirte. Diese waren entweder von ihren Arbeitgebern abhängig, oder mussten eigenständig für ihre Absicherung sorgen.

Auch die Versorgungslage von Veteranen war eine Herausforderung, mit jener sich die Regierung konfrontiert sah. Viele der ehemaligen Soldaten, die an der Front gedient hatten, fanden aufgrund massiver gesundheitlicher Einschränkungen keine adäquate Anstellung beziehungsweise wurden aus dem Dienst entlassen, da Großbritannien über kein stehendes Heer verfügte und ihre Dienste nicht mehr gebraucht wurden. Damit wurden jedoch zeitgleich auch die Unterhaltszahlungen beziehungsweise die soziale Absicherung für ehemalige Soldaten zu einer sozialen Frage, die von Regierungsseiten nur notdürftig beantwortet wurde. Viele der ehemaligen Soldaten befanden sich nach Kriegsende in der Arbeitslosigkeit und mussten entweder durch ihre Familien oder ihre Frauen unterstützt werden, da sie keinen Anspruch auf Sozialleistungen aus dem Unemployment Insurance Act hatten und mit dem Verlassen der Armee auch nicht aus dem Sozialfond des britischen Heeres. Viele ehemaligen Soldaten wurden daher innerhalb der Commonwealth von Angehörigen der Peer unterstützt.

Nach Angaben des britischen Zensus arbeiteten die meisten Menschen 1921 in folgenden Berufssparten. Es ist zu beachten, dass die meisten Menschen über keine adäquate Vorbildung verfügten, die sie für die nachfolgenden Berufe qualifiziert hätten, sondern aufgrund des Wiederaufbau des Landes und der Wirtschaftslage in diesen Berufen vermehrt gebraucht wurden. Eine Häufung sagt dementsprechend nur aus, dass dies die Berufsparten waren, in denen die meisten Menschen arbeiteten, weil es die meisten offenen Stellen gab.

Frauen Männer
1
Hausmädchen
Landarbeiter
2
Sekräterin
Fabrikarbeiter
3
Verkäuferin
Büroangestellter
4
Weberin
Maurer
5
Lehrerin
Gastwirt
6
Kleiderin*
Verkäufer
7
Schneiderin
Bauer
8
Vorstandssekretärin
Armeeoffizier
9
Reinigungskraft
Zimmermann
10
Wäscherin
Gärtner

*kümmerte sich ausschließlich um das Entwerfen und Herstellen von Kleidern und Blusen für Frauen